Programm "Gustav Adolf" 1894
Mit diesem Theaterprogramm wurde schon vor mehr als hundert Jahren zu Theateraufführungen im Saale des Gasthauses "Zur Krone" auf dem "Rothenberg" eingeladen. Der damalige Pfarrer Beutter predigte nicht nur von der Kanzel, sondern fühlte sich auch für das kulturelle Wohlergehen seiner Gemeinde zustän- dig. Unter seiner Leitung spielte der "evangelische Männerverein" geistlich und weltlich orientierte Stücke. So wurde zum Beispiel im Jahre 1900 das Reformationsspiel "Johannes Brenz" aufgeführt, dessen "Reinerlös zum Besten des Baues eines Gemeindehauses in Rothenberg" bestimmt war. Eintrittspreis: Numerierte Plätze 1 Mark, offener Platz 50 Pfennig, die Kinder die Hälfte. Das waren noch Zeiten! "Die vertriebene Schwiegermutter" - "Dummheit über Dummheit" - "Der Fotograf in der Klemme" - "Guten Morgen Herr Feldwebel". Das waren z.B. Stücke, die in der Zeit von 1901 bis 1907 in den Sälen der hiesigen Gasthäuser Krone und Ochsen gespielt wurden. Die Namen der Schauspieler könnten dabei auch aus der heutigen Zeit stammen: Berner, Bubeck, Currle, Diehl, Fröschle, Greiner, Kilgus, Kurrle, Luz/Lutz, Lang und Scheiffele. Das Theaterleben erhielt weiteren Auftrieb mit dem Neubau der Turnhalle 1910. Erwähnt ist auch das Stück "Der Pfarrer von Leuthen" das anläßlich eines Gemeindeabends der zum "Gedächtnis Friedrichs des Großen" am 25. Februar 1912 aufgeführt wurde. Eintritt 20 Pfennig, Kinder unter 10 Jahren haben keinen Zutritt, Programm 5 Pfennig.
Theatergruppe um 1925
Theaterstück ist nicht bekannt. Darsteller u.a.: August Berner, Frieda Hettich geb. Berner, Hugo Berner, August Bubeck, Felix Bubeck, Gustav Bubeck, Paul Bubeck, Ludwig Currle, Luise und Paul Lang, Goftlieb Luz und Otto Luzjun.
Nicht nur bei Veranstaltungen des Turnvereins Rotenberg waren die Aufführungen gefragt. Auch beim "Homöopathischen Verein für Gesundheitspflege Rotenberg" und dem "Krieger- und Militär- verein Rotenberg" war die Schauspielkunst der Laien gefragt. Ab 1935 gibt es keine Unterlagen mehr, die auf Theateraktivitäten oder auf Aufführungen hinweisen. Das damalige Kulturleben war von der Partei geprägt und vorgegeben. Auch hatten die Men- schen während der Kriegsjahre andere Sorgen. In den Nachkriegsjahren hat sich das Vereinsleben des TGV Rotenberg normalisiert. Es wurden für die Mitglieder wieder Weihnachtsfeiern veran- staltet. Am 1. Januar 1949 hieß das erste Theaterstück "Der letzte Wengerter". Damit wurde die Theatertradition fortgesetzt.
Theatergruppe um 1950
"Der Prestlingsgockel". Aufführung vom 6. Januar 1950. Darsteller v.l.n.r. stehend: Eise Berner, Werner Fröschle, Heinz Berner, Else Bre- chenmacher, Helmut Diehl, Lisa und Rudolf Kurrle. V.l.n.r sitzend: Fritz Berner, Paul Greiner und Werner Fröschle.
In den folgenden Jahren wurde es den Rotenbergern zur lieben Gewohnheit, sich an den Weihnachtsfeiern über ein Theaterstück zu freuen
"Der Weidenbächer Streik", "Hans-Jörg wird Millionär" , "S'Hochzeitsgeschenk", Uff Spitz ond Knopf", "Dr Sängerschorsch" und "Die Totobraut" waren Stücke, die in den Jahren 1950 bis 1960 gespielt wurden. Häufige Akteure bei diesen Stücken waren: Wolfgang Krämer, Christel Lutz, Hermann Berner, Helga Berner, Lisa Mayer, Martin Berner, Inge Mayer und Siegfried Berner.
Stück und Datum sind unbekannt. Darsteller: Robert Bubeck.
Diese Stücke wurden mit wechselnden Besetzungen gespielt. Gab es mal Mangel an weiblichen Darstellern, schlüpfte auch mal ein Mann in Damenkleider. Ab ca. 1960 war Rudi Luz der Motor der Theatergruppe. Er konnte die Leute zum Theaterspielen motivieren und organisierte die Theaterstücke. Aus dieser Zeit gab es nette Begebenheiten auf und hinter der Bühne: Einstmals wollte der Frisör Knopf (Wolfgang Krämer) in dem Stück " Uff Spitz ond Knopf" (Aufführung am 1.1.1955) die Perücke von Spitz (Hermann Berner) schneiden, als plötzlich die Perücke am Kamm und nicht mehr auf dem Kopf des Darstellers war. Der daraufhin folgende Spruch von Knopf: "Oh Paule, dir ganget au alle Hoor aus!" Dies sorgte natürlich für Heiterkeit beim Publikum.
Friedlinger Eintracht
"Die Friedlinger Eintracht". Aufgeführt 1963. Darsteller: Gerhard Luz, Rudi Luz, Hans Berner, Horst Bubeck und Walter Faißt.
Ab und zu ging es auch stürmisch auf der Bühne zu. So wurde bei der "Friedlinger Eintracht" bei einer Wirtshausschlägerei einem Darsteller der Bierkrug derart in den Bauch geram, daß der 2. Akt erst mit Verspätung fortgesetzt werden konnte - der Geschlagene lag eine Weile flach und mußte "wiederbelebt" werden.
Der Pechfatzke
"Der Pechfatzke". Aufgeführt 1965. Darsteller: Dieter Kurrle und Rudi Luz.
Viele Kleinrequisiten wurden und werden auch noch heute von den Schauspielern privat für die Aufführungen zur Verfügung gestellt. So auch die "guten Sonntagsschuhe" von Rudi Luz für den "Pechfatzke".- Der Schuhmacherlehrling (Dieter Kurrle), der sein Lampenfieber mit Bier bekämpfte, hat diese guten Schuhe mit echten Schusternägeln wirklich benagelt - zum Entsetzen des Be- sitzers! Theaterspiel bedeutet nicht nur Darstellung auf der Bühne zur Freude des Zuschauers, sondern auch viel Arbeit und Organisation im Hintergrund. Die Bereitschaft, die Zeit dafür zu opfern, war nicht immer gegeben, deshalb wurde in den darauffolgenden Jahren auf Sketche in kleiner Besetzung zurückgegriffen. Einige Jahre wurde leider gar kein Theater mehr gespielt. "Ich wette, daß ihr kein großes Theaterstück mehr zustande bringt!" So sprach Rudi Luz am Stammtisch in der Krone. Das war für manchen ehemaligen Schauspieler Ansporn, es doch noch einmal zu versuchen, schließlich ging es um eine Kiste "Rotenberger Bergkapelle". Im Dezember 1978 war es dann wieder soweit: "Die Friedlinger Eintracht". 18 Darsteller spielten mit, wobei Dieter Kurrle mit den alten Hasen wie Sigrid Berner, Wolfgang Krämer-, Gerhard Luz, Roland und Manfred Berner, auch jüngere Leute, deren Eltern und Groß- eltern schon Theater gespielt haben, motivieren konnte. Eine neue Truppe bildete sich nun heraus, und sechs davon spielen heute noch. Mit diesem Stamm um Doris Bubeck, Heiner Böttcher, Martin Bubeck, Jürgen Hölle, Dieter Kurrle und Herbert Schnotz begann eine neue Ära.
Es wurden wieder regelmäßig Stücke mit wechselnden Besetzungen einstudiert und an den Weihnachtsfeiern aufgeführt. Im Laufe der Jahre wurde die Truppe größer und die Länge der Stücke sprengte langsam den Rahmen der Weihnachtsfeier. Auch wollten Freunde, Arbeitskollegen und Bekannte, die nicht dem Verein angehörten, die Aufführungen sehen, so daß man sich entschloß, eine öffentliche Generalprobe anzubieten. 1988 wurde "Die hölzerne Jungfrau" als erster Dreiakter zur Weihnachtsfeier einstudiert und we- gen der großen Nachfrage im Frühjahr 1989 wiederholt.
Die hölzerne Jungfrau
"Die hölzerne Jungfrau". Aufführung vom 9. April 1989. Darsteller: Martin Bubeck und Claudia Krämer
Seither haben sich die eigenständigen Aufführungen zum festen Termin an den zwei Wochenenden nach Ostern etabliert. Von "Die Lügenglocke", "Der Wahlkrampf" über "Maximilian der Starke", "Schwarzenbach im Umweltfieber" und "Espanaöle" wurden die Aufführungen der Theatergruppe immer bekannter und beliebter. Am 1.1.1995 folgte der Eintritt in den Landesver- band für Amateurtheater Baden Württemberg. Die dort angebotenen Schulungskurse haben den entsprechenden Mitgliedern in Bühnen- und Beleuchtungstechnik sowie der seit einigen Jahren zum festen Stamm gehörenden Maskenbildnerin, Gabi Jörger, im Bereich Schminktechnik zu professionellerem Können verholfen.
Drei tolle Väter
"Drei tolle Väter". Aufführung vom 24.4.1998. Darsteller v.l.n.r. stehend: Gabriela Schnotz, Sabine Lutz, Susanne Hafenrichter, Doris Bubeck, Martin Bubeck, Rene Berner, Ellen Munder, Claudia Krämer, Ingar Weege, Jürgen Höl- le, Klaus Munder und Heiner Böttcher. V.l.n.r. sitzend: Friederike Stranz, Gabi Jörger, Herbert Schnotz und Dieter Kurrle.
Großes Engagement, Freude am Theaterspiel, das Trainingslager in Immelstetten und nicht zu•letzt die Harmonie unter dem 16 Personen zählenden Ensemble trägt heute zum Erfolg bei. Er- wähnt sei dabei noch, daß die jetzige Gruppe seit Bestehen ohne Regisseur arbeitet und die Stücke gemeinsam aussucht. Selbst die Ausstattung der Kulissen, Requisiten und Kostüme wird gemein- sam angefertigt. Teamarbeit ist hier großgeschrieben! Als kleines Geburtstagsgeschenk an den Jubilar, dem 100-jährigen TGV Rotenberg, hat sich die Theatergruppe die Wiederaufführung "Die hölzerne Jungfrau" vorgenommen. Diese Vorstellungen werden in der gleichen Besetzung wie vor 10 Jahren gespielt - also auch ein kleines Jubiläum der Theatergruppe. Wir wünschen dem TGV Rotenberg für die nächsten 100 Jahre im kommenden Jahrtausend eine gute und glückliche Zukunft, immer ein volles Haus und Toi, toi, toi!
Heiner Böttcher